Die Stadt verändert sich …
Berlin erneuert sich ständig und für die Vergangenheit ist kein Platz. Zumindest nicht in dieser wilden und vergessenen Form wie an meinem Lieblingsort auf dem alten Bahngelände.
Ich hoffte immer, diesen Ort würde man in Ruhe lassen, auch als ich die Bauzäune schon sehen konnte. Ich wollte noch so oft hier auf Entdeckungsreise gehen, zeichnen, zwischen den verrotteten Schienen entlangstromern; in Ruhe gelassen, denn dort kamen höchstens ein paar Passanten mit ihren Hunden lang.
Nun ist mein Lieblingsort sehr schnell zu einer riesigen Baustelle geworden. Natürlich gehe ich trotzdem hin, und wenn ich da bin, erkenne ich ihn kaum wieder. Es entstehen interessante neue Formen, eine Mischung aus dem, was da war, und riesigen Kratern, Zäunen und Sandhaufen, die auf Schildern als „Haufwerk“ bezeichnet und nummeriert werden. Doch ich fühle, dass ich nicht hier sein soll. Selbst wenn gerade keiner auf der Baustelle arbeitet, könnte da so ein Securitas-Mann auftauchen und mich vertreiben. Es hätte keinen Sinn ihnen zu erklären, warum ich da hingehe („Ich bin die Stadtkönigin.“ – „Ach …?“).
Bald wird es ihn nicht mehr geben, meinen Lieblingsort, an dem ich mich so wohl fühlte, und ich frage mich, ob das nicht auch gut und wichtig ist. Denn wenn alles so bliebe, wie es war, als wir uns wohlfühlten, würden wir es dann noch schätzen? Und würden wir dann losziehen, um weitere, neue Lieblingsorte zu finden?
Habt Ihr auch einen kleinen Lieblingsort verloren?