Es ist doch schön hier.
Ich bin in Berlin unterwegs. Doch das Märkische Viertel ist wie eine eigene Stadt. Eine ausgedachte Stadt, die wie eine Utopie vom Reißbrett aus an den Stadtrand gebaut wurde. Eine Geschichte mit festgelegtem Anfang in den 60’er Jahren, und Grundparametern.
Ein paar Höfe lang zieht sich ein architektonisches Thema durch die Hochhäuserreihen. Dann kommt ein anderes Thema, eine andere Architektur. Dazwischen viel Grün. Spielplätze. Kinder aus verschiedenen Nationen. Die Rufe spielender Kinder, Babygeschrei und Gequassel Erwachsener hallt über den von Hochhäusern gesäumten Hof. Die Häuser summen in der frühsommerlichen Abendsonne wie ein Bienenstock.
Fast kommt mir das Viertel unwirklich vor, wie eine riesige Hotelanlage. Doch statt Luxussuiten findet man hinter den Türen den Ernst des Lebens wieder. Ob er ernster als im Rest der Stadt ist, so wie es Stadtrandsiedlungen oft nachgesagt wird, kann ich nicht beurteilen. Von den vielen Leben hinter den Türen kenne ich eines, ausschnittsweise, wer weiß, ob ich mir sonst so sicher wäre, dass es keine Hotelanlage ist.
Es gibt größere Grünanlagen, zwei riesige Teiche, viel geplante Natur. Die Menschen sind freundlich zueinander. Was auffällt, ist, dass es sehr viele Menschen sind, die sich auf engem Raum tummeln. Hippe Galerien, Craft-Beer-Bars oder Restaurants, in denen sich die Vertreter der vielen Nationalitäten kulinarisch austoben können, sucht man vergebens. Dafür gibt es Jugendangebote, Nachbarschaftstreffs, Halfpipes und Wegweiser zu den Attraktionen des Viertels. Eine Hauptattraktion ist das Einkaufszentrum. Teilweise überdacht, teilweise im Freien ist es der soziale Treffpunkt und eine aufregende, verwinkelte Betonlandschaft.
Berlin ist weit weg und doch ist das Viertel auch Berlin.
Es ist doch schön hier.
Ich gehe in mein Hotelzimmer zurück, das sich wieder einmal als die Wohnung von Freunden entpuppt.